Eine interessante Dame – sie stellt sich vor!
Die Namenspatronin unserer Schule ist die Berliner Schriftstellerin Bettina von Arnim (1785 – 1859), die auf vielfache Weise emanzipatorisch gewirkt hat: durch ihren unkonventionellen Lebensstil, durch ihre schriftstellerische Tätigkeit und durch ihr Eingreifen in die Politik. Ihr Lebensmotto „Herzhaft in die Dornen der Zeit greifen“ könnte auch unseren Schülerinnen und Schülern Orientierung und Ansporn sein.
„Ich weiß, was ich bedarf! Ich bedarf, daß ich meine Freiheit behalte. Zu was? – Dazu, daß ich das ausrichte und vollende, was eine innere Stimme mir aufgibt zu tun“, schrieb sie ihrem Bruder Clemens Brentano. Elisabeth Brentano, genannt Bettine, geboren 1785 in Frankfurt am Main: ein koboldartiges, phantasievolles, unbezähmbares Kind; ein vielseitig begabtes, eigensinniges und widersprüchliches junges Mädchen, überschwänglich in ihrer Freundschaft zu Karoline von Günderrode und der Verehrung Goethes – die Nachwelt hat sich lange an dieses Bild der „romantischen“ Bettine gehalten.
Bettine selbst brachte es fertig, dieses poetische Jugendbildnis zu zerstören und sich einem prosaischen Leben voller Mühe und Arbeit auszusetzen.
1811 verheiratete sie sich in Berlin mit dem Dichter Achim von Arnim. Es folgten zwanzig Jahre Ehe, die Pflege und Erziehung von sieben Kindern, strapaziöse Umzüge zwischen dem Arnimschen Schlösschen Wiepersdorf in der Mark Brandenburg, das Achim als Wohnsitz vorzog, und Berlin, wo sich Bettine wohler fühlte, Geldsorgen, Haushaltsscherereien – kaum jemand, der sie als junges Mädchen kannte, hätte ihr diese Rolle als Hausfrau und Mutter und diese durchaus unadlige Lebensweise zugetraut.
Nach dem Tode ihres Mannes begann sie 1831 ein drittes Leben: das der sozial und politisch engagierten Schriftstellerin. Fünf Bücher in dreizehn Jahren – Briefromane (darunter „Goethes Briefwechsel mit einem Kinde“, der sie berühmt machte) sowie politische und sozialkritische Schriften. Ihre Berliner Salons wurden zu Zentren republikanischer Opposition im rückständigen Preußen. Als 1831 in Berlin die Cholera ausbrach und die Reichen fluchtartig die Stadt verließen, ging sie in die Berliner Armenviertel und sorgte für Geld, Kleidung und ärztliche Hilfe.
Ihr politisches Engagement zeigte sie in ihrer Einstellung zu König Friedrich Wilhelm IV.: sie hoffte, aus ihm einen aufgeklärten Volkskönig machen zu können und widmete ihm ihre Schrift „Dies Buch gehört dem König“. Von der Zensur verfolgt, wegen ihres Eintretens für Arme, Entrechtete und politisch Verfolgte als Kommunistin verdächtigt, blieb sie bis zu ihrem Tod 1859 eine streitbare und oft unbequeme Kämpferin für demokratische Rechte und Freiheiten und für soziale Gerechtigkeit.