Farbzauber trifft Forschergeist
Vom 17. bis 21. Februar fand im Ribbeck-Haus ein Workshop statt, der Kunst und Naturwissenschaft auf einzigartige Weise miteinander verband. Der von Dr. Lena Linck und Thomas Wolf organisierte Workshop ließ Schüler verschiedener Jahrgangsstufen und Schulen in die faszinierende Welt der Farben eintauchen. Durch interaktive Experimente und kreative Stationen erlebten sie hautnah, welche physikalischen, chemischen und biologischen Phänomene hinter unserer alltäglichen Farbwahrnehmung stecken.
Farben erforschen und erleben
Bereits im Vorfeld hatten sich die Schüler der Bettina-von-Arnim-Schule intensiv mit dem Thema Farben auseinandergesetzt. Innerhalb einer Projektwoche erarbeiteten sie sowohl künstlerische als auch naturwissenschaftliche Aspekte, die sie nun an die Teilnehmer weitergaben. In dieser ungewohnten Rolle als Lehrende merkten viele, wie herausfordernd es sein kann, komplexe Themen verständlich zu vermitteln. Besonders amüsant war die Erfahrung, plötzlich von fast Gleichaltrigen gesiezt zu werden.
Interaktive Experimente und lehrreiche Stationen
Von der fünften bis zur zehnten Klasse nahmen Schüler verschiedener Reinickendorfer Schulen teil. An unterschiedlichen Stationen konnten sie theoretische Konzepte selbst ausprobieren und so ein tieferes Verständnis für Farben entwickeln. Mitnur einem Seil konnte der Zusammenhang zwischen Wellenlänge und Energie vermittelt werden: Kürzere Wellen erforderten spürbar mehr Energie als längere. Dieses Prinzip ließ sich anschließend auf das Farbspektrum übertragen, wodurch den Schülern klar wurde, dass blaues Licht beispielsweise energiereicher ist als rotes.
Besonders begeisterte die Teilnehmer die Cyanotypie, eine der ältesten fotografischen Techniken. Hier konnten sie mit lichtempfindlichen Chemikalien eigene Bilder gestalten, die durch UV-Licht entwickelt wurden und in einem tiefen Blau erstrahlten. Auch die subtraktive Farbmischung stellte eine spannende Herausforderung dar: Die Schüler mischten selbst Grautöne aus den Grundfarben und Weiß – eine Aufgabe, die einfacher klingt, als sie tatsächlich ist.
Wie sehen andere Lebewesen die Welt?
Ein weiterer faszinierender Bereich des Workshops widmete sich der Wahrnehmung von Farben in der Tierwelt. In einem Nebenraum wurde mit einer speziellen gelben Lampe simuliert, wie Menschen mit Rot-Grün-Sehschwäche Farben wahrnehmen. Dabei mussten die Teilnehmer Zahlen in Punktmustern erkennen – eine Aufgabe, die sich für viele als überraschend schwierig bis unmöglich herausstellte. Noch verblüffender war die Erkenntnis, dass verschiedene Tiere die Welt völlig anders sehen als wir: Mithilfe einer Infrarotkamera wurde Wärme sichtbar gemacht, ähnlich wie es Schlangen und andere Reptilien tun. Gleichzeitig wurde demonstriert, dass Wärmestrahlung nicht durch Glas dringt, was erklärt, warum sich Autos im Sommer so schnell aufheizen.
Ein Workshop mit Zukunft?
Ein weiteres Highlight war das Malen mit unsichtbaren Farben, die erst unter UV-Licht sichtbar wurden. Die Schüler staunten über die unerwarteten Effekte, die sie mit dieser Technik erzielen konnten. Auch Bezirksstadtrat Alexander Ewers zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt und Tiefe des Programms und äußerte die Hoffnung, dass dieses Projekt in Zukunft fortgesetzt wird.
Die Rückmeldungen der teilnehmenden Lehrer und Schüler waren durchweg anerkennend:
„Schon auf dem Rückweg äußerten sich meine Schüler sehr positiv. Sie haben jetzt verstanden, was Wellen und ihre unterschiedlichen Energien sind. Besonders beeindruckt hat sie die Cyanotypie, aber auch das Mischen von Grautönen war eine spannende Herausforderung.“
„Wir fanden es toll, dass unsere Schüler innerhalb von nur zwei Stunden so viele verschiedene Stationen durchlaufen konnten. So wurde es nie langweilig, und jeder hatte immer etwas zu tun.“
Neben der fachlichen Vermittlung stand vor allem das praktische Erleben im Mittelpunkt. Dieser Workshop zeigte eindrucksvoll, wie spannend Wissenschaft und Kunst gemeinsam sein können. Wissen ist am nachhaltigsten, wenn es mit den eigenen Sinnen erfahren wird.